Nun stand die nächste große Reise vor mir. Und zwar ging es in den Süd-Westen von Japan nach Hiroshima. Die Distanz zwischen Tokio und Hiroshima beträgt etwa 680 km. Die Planung ging recht einfach von statten. Für die Hin-, Rückreise und Unterkunft habe ich mich für die billigste Alternative Nachtbus und Hostel entschieden. Willer Express bietet sehr günstige Angebote für Nachtbusfahrten an. So habe ich für den normalen Nachtbus hinwärts etwa 7600 Yen bezahlt und für den Premium Nachtbus rückwärts etwa 9500 Yen. Ein Kollege hat mir für die Unterkunft J-Hoppers empfohlen und da ich die Reise allein plante habe ich dort ein 8-Bett-Zimmer für die vier Nächte gebucht. Eine Nacht hat 2300 Yen gekostet.
Alle Buchungen waren online über die entsprechenden Webseiten mit Kreditkarte möglich.
Die Fahrt in eine Richtung dauerte 12 Stunden und alle 2-3 Stunden wurde eine Pause von 20 Minuten eingelegt. Es war also recht angenehm. Bei der Hinfahrt war es aber leider nicht wirklich möglich zu schlafen, denn der normale Bus war wie ein gewöhnlicher Reisebus ausgestattet. Also keine Beinfreiheit, die Sitzlehnen waren nur leicht verstellbar. Aber für das wenige Geld auch kein Problem und ich konnte zumindest etwas dösen. Witzigerweise stellte sich ein paar Tage zuvor heraus, dass ich doch nicht alleine reisen musste, denn ein Kollege aus Shibuya erzählte mir, dass er mit welchen aus Funabashi dieselbe Reise plante. Nur eine Nacht weniger. Leider musste er einen anderen Bus nehmen, doch die Kollegen aus Funabashi kamen in dem Bus unter mit dem auch ich fuhr. So war die Reise doch sehr angenehm nach Hiroshima und verging schneller als gedacht. Nebenbei zur Information. Auf den ganzen Zwischenhalten und in den Raststätten wurde kein Alkohol verkauft (nicht mal in den Automaten)!
Wir kamen am Shinkansen Ausgang des Bahnhofs Hiroshima an und warteten noch auf unseren Kumpel im anderen Bus. Wie gewohnt von Tokio war auch in Hiroshima alles super (auf Englisch) ausgeschildert und wir fanden direkt unsere Unterkünfte ohne Probleme. Leider konnte ich erst um 15 Uhr einchecken und packte somit mein Rucksack zum Gepäckraum im Hostel. Im Hostel wurde ich super nett von einem Mitarbeiter empfangen, der mir erstmal in einwandfreiem Englisch erklärte, wie alles ablief und wo mein Zimmer sein werde. Da ich mich sofort super mit ihm verstanden habe zeigte er mir auch noch auf einer Karte wo man abends ausgehen kann. Daraufhin machte ich mich auf zum Peace Memorial Park, um mich an der Touristeninfo mit den anderen zu treffen.
Allein schon wenn man den Peace Memorial Park betritt herrscht eine unglaubliche Atmosphäre, die auf Einen wirkt. Aufgrund des Winters hier, blühte alles nicht so hübsch, aber das machte nichts, denn der Park war auch so wunderschön hergerichtet. Auf dem Weg zur Touri-Info sah ich als Erstes das Kinderdenkmal. Das war so ziemlich das ergreifendste Monument, wenn man die Hintergrundgeschichte dazu kennt. Das Denkmal wurde einem kleinen Mädchen gewidmet, das an Leukämie starb. Als sie von der schweren Krankheit erfuhr begann sie 1000 origami-Papierkraniche zu falten. Da sie ihr Vorhaben nicht abschließen konnte haben ihre Klassenkameraden es für sie zu Ende geführt. Seither kommen Besucher dort hin und Schulen spenden Papierkraniche, die an diesem Monument aufgehängt werden. Um dem Mädchen zu Gedenken steht vor den origami-Kranichen eine Glocke (in der Form eines origami-Kranichs) die man läuten kann.
Daneben stand die ewige Flamme des Friedens, die solange nicht gelöscht werden soll, solange es noch Atomwaffen auf der Erde gab. Das Kenotaph sah für mich aus wie ein Grabmal in dem innen die Namen der Atombombenopfer aufgeschrieben waren.
In der Touri-Info kauften wir uns dann erstmal ein Tagesticket für die berühmte Insel Miyajima am nächsten Tag. Für den ersten Tag jedoch war rein Hiroshima angesagt. So schlenderten wir noch einige Zeit im Peace Memorial Park umher und schauten uns weitere Denkmäler an, bevor wir dann zum Atombombendom loszogen.
Der Atombombendom war vor dem Einschlag die Industrial Promotion Hall in Hiroshima. Nahezu darüber explodierte die Atombombe und heute kann man noch die Ruinen erkennen. Nachtsüber wird der Dom beleuchtet und bekommt so ein gespenstisches Antlitz. Faszinierend stand ich davor und konnte einfach nur staunen. Ich hab schon viel in Tokio und Umgebung gesehen, aber es ist doch noch mal etwas vollkommen anderes, wenn man im Hinterkopf hat, was für eine Geschichte und für eine Zerstörung dieses Gebäude mitgemacht hat. Es ist schwierig zu beschreiben, aber der Anblick hat sich bei mir eingebrannt und macht bildlich, dass man aus Geschichte lernen muss. Als wir dann 38902349 Bilder vom Dom gemacht haben hatten wir Hunger. Also haben wir uns auf die lokale Spezialität in Hiroshima okonumiyaki eingelassen. Von den Köchen wird eine runde Form Kraut, Nudeln, Fleisch und Soße geschichtet vorbereitet, was uns dann an den Tisch geliefert wurde, wo wir das Ganze weiterbraten konnten. Denn jeder Tisch besaß eine große Heizplatte, um das eigene okonumiyaki warm zu halten.
Nach dem Essen ging es weiter in Richtung Hiroshima Schloss. Unterwegs fanden wir noch einen schönen Garten, den wir natürlich mitnahmen und auch sonst konnte man beim durchschlendern der Straße schöne Dinge fotografieren und anschauen. Das Schloss an für sich war nicht so spannend. Man konnte über den Platz laufen, in ne Halle gehen und diese anschauen, aber das Witzigste war, dass man so ein japanisches Gewand ausprobieren durfte und darin hab ich dann auch schön rumgeposed, um euch hübsche Bildchen liefern zu können . Im restlichen Schloss waren Samurai-Rüstungen und Katanas ausgestellt. Auch Zeichnungen und Werkzeuge konnte man bestaunen. Nebenbei: Im Schloss konnte ich zum ersten Mal meinen internationalen Studentenausweis benutzen.
Wir spürten zwar schon ganz schön die Müdigkeit, doch wanderten wir weiter zum Shukkei-en Park. Der Park bot einen wunderschönen Anblick auf die japanische Gartenkunst. Es gab einen großen See und viele verschiedene hübsche Bäumchen. Im Frühjahr wenn alles blüht stell ich mir das nochmal schöner vor, aber so wars für den Winter auch total schön. Da der Park recht groß war haben wir darin auch einige Zeit verbracht, bis wir uns dann aufmachten, um nen Kaffee zu trinken und etwas zu Abend essen. Da wir am nächsten Tag früh los wollten sind wir auch kurz nach 22 Uhr dann zurück in unsere Unterkünfte. Natürlich haben wir uns unterwegs nicht den beleuchteten Dom und die ewig brennende Flamme entgehen lassen.
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